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HELENA HAFEMANN

HELENA HAFEMANN

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HELENA HAFEMANN
TIME GOES BY

10. Dezember – 4. Februar 2023
Winterpause: 20. Dezember 2022–9. Januar 2023

ERÖFFNUNG: Freitag, 9. Dezember, 18 – 21 Uhr

 
 

The mapping project, Nr. 25, 2022, 17 x 17 cm.

 
 
 

Von Zeit zu Zeit, seit 2019, Schrubb- Schwammwolle, Kinderstuhl, Größe variabel

 

Ob Einkaufstüten, Obstreste, alte Schuhe oder Kochutensilien – Helena Hafemann findet in unserer konsumorientierten Gesellschaft unzählige Dinge, die uns nützlich sind und doch wenig bedeuten. Wegwerfartikel, Ausrangiertes und zum Ignoriertwerden Verdammtes rückt sie durch akribische handarbeitliche Eingriffe nachdrücklich in unser Blickfeld. Eine ganze Reihe von verzierten Porzellantellerfragmenten „spinnt“ sie mit einer Vielzahl von Fäden zu spannungsgeladen abstrahierten Bildern zusammen. Fast wirkt es, als ergieße sich die Farbe aus dem Geschirrnarrativ und als werde gleichzeitig visuell nachvollzogen, wie sich die Tellerfragmente voneinander entfernen – der Kondensstreifen eines vermeintlichen Falls. Ein gutes Dutzend Rollen Küchenkrepp hat die Künstlerin mit roten Mustern bestickt und damit eine fragile, wand- und raumfüllende Installation geschaffen. Auch Reisverschlüsse nutzt sie immer wieder, um ihre Fundstücke an Stellen zusammenzunähen, an denen sie die eigentliche Funktion besonders stören.

Unterschwellig an den Refrain eines Madonna-Songs erinnernd, zelebriert Helena Hafemann mit dem Ausstellungstitel „Time goes by“ erneut den für ihre Arbeit charakteristischen zeitintensiven Bearbeitungsprozess. Im Zentrum des Galerieraums präsentiert sie die variable, performative Installation Von_Zeit_zu_Zeit: Um einen grauen Kinderstuhl herum tummeln sich zahlreiche puschelige, weiß-rote Objekte, die aufgrund ihrer Form und Zweifarbigkeit an Pillen erinnern. Diese aus Schrubb-Schwamm-Wolle gehäkelten, überdimensionierten Kapseln verschiedener Größe wirken einerseits auf skurrile, fast parasitäre Art lebendig, setzen mit ihrer haptisch reizvollen Oberfläche bei den Betrachtenden aber andererseits einen fröhlichen Design-Impuls, sie anzufassen, mit ihnen zu spielen oder gar in ihnen zu baden. Währenddessen vermag die Arbeit „Weder Märklin noch Fleischmann“ ganz ohne Fuhrpark in die Welt der Modelleisenbahnen zu entführen. Eine großflächig an die Galeriewände angebrachte Raumzeichnung aus ausrangierten Schienenteilen lässt das Auge wandern und das Ohr – trotz des nicht zu leugnenden Schwerkraftproblems im Falle einer Befahrung – fast schon die Geräusche von Spielzeugdampfloks hören. Für ihre neueste Werkreihe „The mapping project“ hat Helena Hafemann eine große Anzahl benutzter Zielscheiben aus Papier gesammelt und mit Garn gestopft. Bildverletzungen und Zeugnisse der Zerstörung werden hier einem Heilungsverfahren unterzogen und zugleich Teil eines nachhaltigen Veränderungsprozesses, der mit dem Dasein als Kunstwerk endet. Je nach Größe und Menge der Einschusslöcher erscheinen die reparierten Bereiche wie Punkte, Inseln oder ganze Kontinente auf einer rätselhaften Landkarte.

Im Rahmen dieses künstlerischen Upcyclings führt Helena Hafemann die bisherige Bestimmung der Gegenstände ad absurdum und uns so deren Bildhaftigkeit, Materialität und formale Beschaffenheit intensiv vor Augen. Auch vor den tristesten „Nicht-Orten“ macht sie dabei nicht Halt: Vor dem Mainzer Hauptbahnhof hat sie gerade einen alten Brückenpfeiler in ein temporäres Karussell verwandelt und dem grauen Betonteil zu spiegelnd-buntem Glanz verholfen...

Helena Hafemann ist 1997 ist Wiesbaden geboren und studiert seit 2017 an der Kunsthochschule Mainz. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, u.a. mehrmals im Nassauischen Kunstverein, beim International Festival of Ephermeral Art, im polnischen Sokolowsko sowie während der Venedig Biennale in der Ausstellung „Let them weave“ im Studio Cannaregio. 2020 zeigte sie ihre Werke in ihrer ersten Einzelausstellung im Kunstraum Wiesbaden, 2021 folgte eine Solopräsentation in den Opelvillen Rüsselsheim.


 

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